Jerez - Ein unvergessliches Rennstreckenerlebnis
«Als leidenschaftlicher Motorradmechaniker und -enthusiast durfte ich zusammen mit dem Moto-Center Thun ein besonderes Rennstreckenevent in Jerez, Spanien, erleben. Es ist mir eine Freude, diese Erfahrung, die ich – nicht nur als Mechaniker, sondern auch als Fahrer – auf einer echten GP-Strecke machen konnte, hier zu teilen. Gerne nehme ich dich mit zu den Vorbereitungen für einen Anlass mit Swiss Racing for Fun.»
Malte Gronmayer, Mechaniker beim Moto-Center Thun
Es geht los
Die Vorbereitungen beginnen bei uns im Moto-Center Thun. Unsere Kunden bringen ihre Motorräder samt Zubehör in unsere Werkstatt, wo wir alles für den Transport per Lastwagen nach Spanien vorbereiten. Für die Teilnehmer bedeutet das: entspannt ins Flugzeug steigen, ohne sich Gedanken über den Transport machen zu müssen. Der Sattelschlepper mit über 20 teuren Bikes und Gepäck fährt vier Tage vor dem Anlass in der kalten Schweiz los. Er fährt über 2000 Kilometer und bringt die wertvolle Fracht sicher ans Ziel. Als wir schliesslich im sonnigen Süden Spaniens ankommen – zu Hause liegt ja noch Schnee –, startet das Abenteuer in warmer Rennstreckenatmosphäre. So muss sich wohl das Leben im MotoGP-Zirkus anfühlen. In Jerez richten wir die Box professionell ein: Neben einem Bereich für die Motorräder gibt es ein kleines Office, eine Fotoecke, einen Bildschirm für die Live-Zeiterfassung und gemütliche Plätzchen drinnen und draussen, die als Restaurant dienen. Alles ist so gestaltet, dass sich die Fahrer bei uns gut aufgehoben fühlen. Dank über 30 Jahren Erfahrung in Jerez weiss das Team von Swiss Racing for Fun langsam, worauf es achten muss.

Die Kunden können ihr Training flexibel buchen – von wenigen bis hin zu acht vollen Tagen. Und genau diese acht Tage haben es in sich: Die Rennstrecke ist täglich geöffnet, und die Fahrer werden in Gruppen entsprechend ihrem Niveau eingeteilt. Von Anfängern bis zu Profis ist alles dabei. Damit das Fahrvergnügen für alle optimal ist, gibt es abends eine Neueinteilung der Gruppen, basierend auf den gefahrenen Zeiten. Pro Tag hat jeder Fahrer fünf Turns à 20 bis 25 Minuten, genug, um sowohl das eigene Können zu verbessern als auch, um das Motorrad zu testen und für die kommende Saison einzustellen.

Die Atmosphäre in der Boxengasse und auf der Strecke ist beeindruckend. Der Zusammenhalt unter den Fahrern ist spürbar. Es ist grossartig zu sehen, wie unterschiedlichste Teilnehmer aus ganz Europa – vom Hobbyfahrer bis zum Rennsportprofi – ihre Leidenschaft teilen. Professionelle Streckenposten und ein stets einsatzbereiter Rettungsdienst sorgen für die nötige Sicherheit, sodass sich jeder Fahrer voll auf das Erlebnis konzentrieren kann.
Für mich persönlich ist es eine Premiere, selber auf der Strecke zu fahren. Das Tempo, die Linien, die Herausforderung – Jerez ist nicht umsonst eine GP-Strecke. Ich bin überwältigt von der Dynamik der Turns und dem technischen Layout der Strecke. Aber als Fahrer komme ich nicht ohne technische Unterstützung aus: Der Rennservice vor Ort versorgt uns mit Reifen, Verschleissteilen und allem, was für den Rennbetrieb notwendig ist.

Wie ist eine Runde in Jerez …
… und was geht einem da durch den Kopf? Wir machen uns bereit, die ganze Kleidung muss sitzen und das Motorrad bereit sein. Ist der Tank voll, genug Öl im Motor und Kühlwasser im System? Alles wichtig, damit man auch die ganzen acht Tage fahren kann. Und jetzt das Wichtigste: Sind die Reifen noch gut und auf Temperatur? Denn sie werden mit den Reifenwärmern vorgeheizt, damit sie direkt von Anfang an den optimalen Grip bieten. «So, jetzt noch zwei Minuten, bis der Turn beginnt.» Helm auf und Reifenwärmer runter. Die Streckenposten kontrollieren beim Einfahren auf die Strecke, dass der Fahrer und das Motorrad zur aktuellen Gruppe gehören. Jetzt geht’s los. In der ersten Runde mal schauen, ob die Strecke frei ist oder ob jemand etwas Flüssigkeit verloren hat. Bei der zweiten Runde heisst es «Attacke»! Nach der Start-Ziel-Gerade geht es in eine leicht aufwärtsführende Rechtskurve, gefolgt von einer abfallenden Rechtskurve. Wichtig hier ist das Vertrauen in die vordere Partie des Motorrades. Danach geht es in eine lange Linkskurve, die dich schön nach aussen treiben lässt. Danach wieder in eine schnelle Linkskurve, diese geht mit meinem Bike mit Vollgas, das Heck fängt ganz leicht an zu rutschen, aber kein Problem: mit Vollgas zieht es das Bike wieder gerade. Dann in eine endlos scheinende Rechtskurve, die leicht nach oben und direkt auf die lange Gegengerade führt. Und jetzt heisst es, mich klein zu machen und Aerodynamik zu suchen, bevor bei fast 300 km/h der optimale Bremspunkt gewählt werden muss, um in einer spitzen Rechtskurve um fast 180 Grad die Fahrtrichtung zu ändern. Es folgt eine geniale Doppel-Links-Kombination, welche unglaublich viel Schräglage und Geschwindigkeit zulässt. Am Abend scheint einem hier die Sonne direkt ins Gesicht. Die Runde ist noch nicht vorbei: Weiter geht es mit zwei Rechtskurven, die beim richtigen Hineinfahren als eine einzige grosse Kurve gefahren werden können. Nun ist es nicht mehr so weit bis zu der Ziellinie. Eine kurze Gerade, gefolgt von einem schnellen Rechtsknick und der letzten Linkskurve.

Bei dieser letzten Kurve ist es wichtig, dass die Einfahrt gut getroffen wird, damit man viel Geschwindigkeit auf die Start-Ziel-Gerade nehmen kann. Wieder klein machen und die Runde beenden. So geht es noch weitere 15 Minuten, bis der Turn vorbei ist. Dabei wird in jeder Runde, bei jeder Kurve oder Geraden ein wenig Zeit gesucht, um noch schneller zu werden.
Nach acht intensiven Tagen ist das Event mit Swiss Racing for Fun leider zu Ende. In Erinnerung bleiben viele schöne Stunden in der warmen Sonne von Südspanien, viele neue Bekanntschaften und Freundschaften und die Erkenntnis, dass ich mit meinem Motorrad noch viel lernen kann. Ich komme wieder, keine Frage. Die Tage in Jerez sind ein perfekter Auftakt für die neue Saison und ein Erlebnis, das ich jedem nur empfehlen kann – egal ob Einsteiger oder erfahrener Rennfahrer. Es gibt nichts Vergleichbares, um die Leidenschaft für den Motorsport zu erleben und zu teilen. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Event und bin gespannt, wie sich die Motorradsaison 2025 entwickeln wird. Bis dahin bleibt die Erinnerung an diese einmalige Rennstreckenerfahrung lebendig – und die Vorfreude auf das, was noch kommt, gross.